Konflikt & Dialog
Konflikte als Chance
Bilder: Ostsee-Zeitung, Christopher Gottschalk
Konflikte in Gesellschaft und Organisationen sind nicht per se ein Problem, sondern tragen das Potential für Veränderung und Weiterentwicklung in sich – auch wenn sie für die Betroffenen erstmal unangenehm und anstrengend sind. Solange Konflikte unbearbeitet bleiben, blockieren sie die Entscheidungsfindung, lähmen ein System und sorgen für Misstrauen zwischen den Beteiligten.
Kocht ein Konflikt erstmal hoch, hilft es nicht den Deckel draufzudrücken, etwa durch Erklärungen, Beschwichtigungsversuche oder ad-hoc Lösungen. Stattdessen gilt es die Flamme abzukühlen, die den Topf zum überkochen bringt. An dieser Stelle setzt Prozessbegleitung an:
- Prozessbegleitung generiert Konfliktwissen und stellt es allen Beteiligten zur Verfügung. Was ist überhaupt passiert und wie kam es zum Konflikt? Wo herrscht Uneinigkeit in der Sache und wobei handelt es sich um emotionale Entladungen, die ihren Ursprung auch woanders haben können? Welche tieferliegenden Ursachen aus der Vergangenheit kommen im Konflikt zum Vorschein?
- Prozessbegleitung gibt sowohl Sach-Perspektiven als auch Emotionen Raum, um ausgesprochen und gehört zu werden. Dazu werden alle betroffenen Parteien in einen Dialog innerhalb eines sicheren methodischen Settings gebracht. Die Prozessbegleitung unterstützt darin, einen ehrlichen Dialog zu führen und nicht vorschnell Lösungen zu erzwingen. Auch eine Einigkeit-in-der-Uneinigkeit ist ein relevantes Ergebnis und ein wichtiger Schritt im Prozess.
- Prozessbegleitung unterstützt alle Beteiligten darin, eigene Anliegen zu präzisieren und so auszudrücken, dass sie beim Gegenüber landen können. Das geschieht beispielsweise durch Paraphrasierung des Gesagten oder strukturiertes Nachfragen.
Bild: Ostsee-Zeitung, Christopher Gottschalk
Vom Konflikt zum Dialog
Lösungen werden möglich, wenn die Beziehung zwischen den Beteiligten steht und Vertrauen wachsen kann. In dieser Situation entsteht Dialog und die Beteiligten können auf der Sachebene sprechen und Lösungen entwickeln.
Aus systemischer Perspektive sind Konflikte ein Hinweis darauf, dass eine Veränderung ansteht, ohne dass für die Beteiligten erkennbar ist. Im begleiteten Dialog kann den Beteiligten offenbar werden, worum es eigentlich geht. Im Rückblick zeigt sich, welche Rolle der Konflikt in der Weiterentwicklung des Systems gespielt hat.
Bild: Ostsee-Zeitung, Christopher Gottschalk
Fallbeispiele
- Konflikte zwischen Bürger*innen und Verwaltung/Politik z.B. bei Bau- und Entwicklungsvorhaben
- Townhall- und Dialogveranstaltungen in Organisationen oder im öffentlichen Raum
- Beteiligungsprojekte zu komplexen Herausforderungen oder Veränderungsprozessen
Literaturempfehlungen
- Arnold Mindell: Sitting in the fire. Large Group Transformation Using Conflict and Diversity, Oregon 2014.
- Vivian Dittmar: beziehungsweise: Beziehung kann man lernen, München 2015
- Daniel Remigius Auf der Mauer: Der rationale Diskurs allein hilft nicht weiter. Interview: Ulrich Schnabel / Die Zeit, 2022.